Streicherklasse

Konzept für den Unterricht einer Streicherklasse an der Bonifatiusschule

Musizieren fördert in umfassender Weise kognitive, soziale, emotionale und kreative Fähigkeiten junger Menschen.

Dazu gehören:

- Schulung der Feinmotorik
- ganzheitliche Förderung durch ständige Rückkopplung zwischen Hören, Sehen und Bewegung
- Förderung der Konzentration
- Förderung der Sozialkompetenz durch Musizieren in der Gruppe
- Aufbau von Selbstbewusstsein durch Vorspielen, etwas Besonderes können
- Entfaltung individueller Fähigkeiten

Der Streicherklassenunterricht wurde 1966 in Amerika mit großem wissenschaftlichem Aufwand von Paul Rolland entwickelt und in den 90er Jahren von einem seiner Mitarbeiter mit einer Vielzahl an Modellversuchen erfolgreich in Deutschland eingeführt. Meist wurde dieser Unterricht an weiterführenden Schulen angeboten, in letzter Zeit auch in den 3. und 4. Klassen von Grundschulen.

Joachim Kasan, Leiter des Musikhauses Marl, hat die Ausbildung für den Rolland-Klassenunterricht absolviert. Er setzt sich bereits viele Jahre mit dieser Methode auseinander und hat seiner Zeit in der städtischen Musikschule erfolgreich mit großen Gruppen gearbeitet. Die Kinder in diesen Gruppen waren zu Beginn im Alter von 5 - 7 Jahren.

Die oben erwähnten Vorteile einer frühen musikalischen Ausbildung kamen diesen Kindern bei ihrem Einstieg in den Schulalltag sehr zugute.

Das neueste Projekt von Joachim Kasan ist der Streicherklassenunterricht in der Schuleingangsstufe der Bonifatius-Grundschule in Marl. Mit dieser Altersklasse gibt es bisher noch sehr wenig Erfahrung. Bisherige Untersuchungen konzentrierten sich auf ältere Schüler. An dieser Schule unterrichtet er mit Hilfe eines weiteren Musiklehrers 25 Schüler aus der Schuleingangsstufe, davon 50% mit Migrationshintergrund. Die beiden Pädagogen praktizieren das Verfahren des "Team-Teaching" (ein Lehrer unterrichtet, der zweite korrigiert; im Wechsel) Der Streicherklassenunterricht involviert alle Instrumente der Streicherfamilie, weswegen jeweils ein Lehrer für hohe und einer für tiefe Streicher mitwirkt. Dieser Unterricht findet zweimal in der Woche für jeweils 1 Stunde, in der Bonifatiusschule statt. PHOTO

Projektbegleitend betreut Dipl. Psychologin Edda Richter-Blaes, die 30 Jahre lang die Psychologische Beratungsstelle der Stadt Marl leitete und mit der Zusammenarbeit mit Schulen vertraut ist, die Schüler in den Streicherklassen. Aus großem Interessen und aus der Überzeugung, dass der Streicherklassenunterricht besonders gute Auswirkungen auf das gesamt Lernverhalten, sowie die Persönlichkeitsentwicklung haben wird, wird Frau Richter-Blaes das Projekt in Form einer Langzeitstudie begleiten und dokumentieren.

Das bedeutet, dass die Entwicklung der Kinder in regelmäßigen Abständen mit geeignetem Testmaterial überprüft werden soll. Dies ist nur in Zusammenarbeit mit Eltern und Lehrern möglich. Um die Kinder aus der Streichergruppe mit anderen Kindern vergleichen zu können, sollten möglichst viele Klassenkameraden die kein Streichinstrument spielen, teilnehmen. Alle Eltern der teilnehmenden Kinder würden in speziellen Sprechstunden über die Entwicklung der Kinder informiert werden und ggf. Hilfestellung bei auftretenden Problemen erhalten. Die Arbeit von Frau Richter-Blaes ist für alle ehrenamtlich.

Zu ihrem Aufgabenbereich gehören:
- Leistungseinstufung
- Lernhilfen

Das Projekt hat zunächst eine Laufzeit von 2 Jahren. Anschließend haben diejenigen Schüler, die ihr Instrument weiter spielen möchten, in der vertrauten Bezugsgruppe die Möglichkeit dazu.